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Vom Traumberuf zur Mission: Mein Weg zur Ärztin zwischen zwei Welten

Eine persönliche Geschichte über Mut, Zielstrebigkeit und den Weg zum Arztberuf über Ländergrenzen hinweg.

1. Juni 2025|6 min read
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Nora Subway
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In diesem Erfahrungsbericht erzähle ich, wie mein Weg zur Ärztin nicht nur durch verschiedene Länder, sondern auch durch ganz unterschiedliche Gesundheitssysteme geführt hat. Was als klarer Kindheitstraum begann, wurde zu einer Reise voller Umwege, Erkenntnisse – und einer neuen Mission.

Warum ich nicht in Südafrika studierte – und wie ich trotzdem Ärztin wurde

Ich bin Nora.

Schon als Kind wusste ich, dass ich Ärztin werden will. Es war kein Wunsch, der sich erst im Laufe der Zeit entwickelte – es war ein Gefühl, das ich von klein auf in mir trug.

Mit zwölf Jahren wurde ich zum ersten Mal operiert. Ich erinnere mich noch genau an das Krankenhausbett, an die konzentrierten Bewegungen des Pflegepersonals, an die ruhige, fokussierte Art der Ärzt:innen. Alles folgte einem bestimmten Rhythmus. Selbst als Patientin fühlte ich mich dort irgendwie geborgen. Diese Erfahrung hat etwas in mir ausgelöst. Ich konnte es damals noch nicht ganz greifen, aber ich wusste: Ich will Medizin studieren.

Gegen Ende der Schulzeit sagte mein Vater mir, dass ich an der University of Pretoria, School of Medicine in Südafrika Medizin studieren würde. Ich war aufgeregt und bereit für diesen Weg, den ich mir schon so lange vorgestellt hatte.

Doch nach meinem Schulabschluss änderte mein Vater plötzlich seine Meinung – aus Gründen, die nur er kennt. Es war verwirrend und enttäuschend. Aber manchmal liefert das Leben keine Erklärungen.

Zum Glück suchten meine Eltern weiter nach Möglichkeiten. Mit Unterstützung meines Nachhilfelehrers für Organische Chemie fanden sie schließlich eine medizinische Universität in der Ukraine – und kurz darauf machte ich mich auf den Weg.

Das Leben in der Ukraine brachte seine Höhen und Tiefen mit sich. Eine neue Kultur, eine neue Sprache, ein völlig anderes Umfeld. Aber ich habe mich angepasst. Ich schloss mein Studium erfolgreich ab und erhielt meinen Abschluss als Ärztin.

Nach dem Studium kehrte ich in mein Heimatland zurück und begann ein Praktikum in einem kleinen städtischen Krankenhaus für Geburtshilfe – in der Stadt, in der ich selbst aufgewachsen bin. Während dieser Zeit wurde ich mit den Schwächen unseres Gesundheitssystems konfrontiert. Ich sah mit eigenen Augen, wie schlechte Gesundheitspolitik, fehlende Leitlinien und eine schwache Infrastruktur die Versorgung beeinträchtigten – besonders für Frauen und Kinder. Es war erschütternd zu sehen, wie verletzliche Gruppen in einem unstrukturierten System immer wieder zurückgelassen wurden.

Diese Erfahrung war ein Wendepunkt. Mein Blick richtete sich über die klinische Arbeit hinaus. Ich entwickelte ein starkes Interesse an Gesundheitssystemen und -politik. Mir wurde klar: Ich möchte nicht nur behandeln, sondern mitgestalten – an den Strukturen, die darüber entscheiden, wer Zugang zu guter Versorgung erhält.

Mit dieser neuen Motivation ging ich zurück in die Ukraine und begann, nach Masterstudiengängen im Bereich Public oder International Health zu suchen. Schließlich wurde ich für den Master of Science in International Health an der Charité – Universitätsmedizin Berlin angenommen – eine der führenden medizinischen Universitäten Europas.

Es war nicht der Weg, den ich mir ursprünglich vorgestellt hatte – aber es ist der Weg, der mich geprägt hat: als Ärztin, als Mensch und als jemand, der sich dafür einsetzt, Gesundheitssysteme zu stärken und gerechte Versorgung für alle voranzubringen.

Wie Pandemie, Krieg und Bürokratie meinen Neustart in Deutschland geprägt haben

Der Umzug nach Deutschland war keine spontane Entscheidung.

Ich hatte bereits darüber nachgedacht, seitdem ich die Zusage für den Masterstudiengang in International Health erhalten hatte. Es fühlte sich an wie der nächste logische Schritt – eine Möglichkeit, auf meinem medizinischen Abschluss aufzubauen und meinen Blickwinkel zu erweitern.

Kurz nach der Zusage begann die COVID-19-Pandemie. Ein Großteil des Masterprogramms fand schließlich online statt. Anfangs hatte ich das Gefühl, dass sich dadurch alles verzögern würde – aber rückblickend war es auch eine Zeit, in der ich mich gut vorbereiten konnte.

Irgendwann musste ich nach Deutschland reisen, um die Module abzuschließen, die nicht digital möglich waren. Ich musste mich durch Reisebeschränkungen navigieren und in ein Land einreisen, in dem ich noch nie zuvor gelebt hatte.

Aber ich reiste nicht sofort. Während ich mich auf meinen Umzug vorbereitete und Unterlagen zusammenstellte, begann der Krieg zwischen Russland und der Ukraine. Ich lebte zu der Zeit in Kiew – und am 24. Februar 2022 wachte ich frühmorgens vom Geräusch von Bomben auf.

Die Ankunft in Deutschland war zugleich aufregend und fremd. Trotz aller Vorbereitung war ich nicht wirklich vorbereitet – weder auf die Sprache, noch auf die Systeme oder die bürokratische Struktur.

Das Studium selbst war anspruchsvoll und lehrreich. Ich verstand besser, wie Gesundheitssysteme in einem anderen Kontext funktionieren, und bekam einen viel breiteren Blick auf Public Health.

Doch neben dem akademischen Teil stellte ich mir immer wieder die Frage: Wie geht es jetzt weiter?

Denn der Abschluss war nur ein Schritt. Ich wollte meinen Platz im deutschen Gesundheitssystem finden. Und das war noch einmal eine ganz eigene Reise.

Approbation in Deutschland: Was mir niemand gesagt hat – und was ich gern früher gewusst hätte

Das Leben in Deutschland stellte mich vor eine ganz andere Art von Herausforderung – keine medizinische, keine akademische, nicht einmal eine, die man direkt sehen konnte. Es war die Herausforderung der Integration. Des Neuanfangs. Des Lernens, wie man in einem System lebt – und irgendwann darin aufblüht – das nicht für einen selbst gemacht wurde.

Was mich bei meiner Ankunft besonders traf, war die Bürokratie. Jeder einzelne Schritt – von der Anmeldung beim Einwohnermeldeamt über die Krankenversicherung bis hin zur Anerkennung des Berufsabschlusses – war mit unzähligen Formularen verbunden. Jede kleine Unstimmigkeit konnte den Prozess um Wochen oder sogar Monate verzögern. Es war überwältigend – vor allem in einem System, dessen Sprache und Regeln ich noch lernen musste.

Und das war nur der Anfang.

Ich begann so schnell wie möglich, Deutsch zu lernen. Ich wusste, dass es der Schlüssel war, um im Gesundheitswesen arbeiten zu können. Das B2-Niveau zu erreichen, war ein großer Meilenstein. Ich konnte Gespräche führen, amtliche Schreiben verstehen und anfangen, mir ein Leben aufzubauen. Aber es gab weiterhin Fehler – peinliche, frustrierende, hartnäckige. Denn Sprache ist mehr als Vokabeln. Es geht um kulturelles Verständnis, Tonalität und Nuancen – und gerade in der Medizin, wo Präzision und Vertrauen entscheidend sind, ist das umso wichtiger.

Was ich nicht erwartet hatte – und worauf mich niemand vorbereitet hatte – war, wie lang und schwierig der Weg zur Approbation als Ärztin in Deutschland sein würde. Ich hatte nie geglaubt, dass mein Masterabschluss mich direkt zur klinischen Arbeit führen würde. Aber ich dachte, es würde ein klarer nächster Schritt sein. Stattdessen wurde er zu einem wichtigen Alternativweg, der mir Türen im Bereich der nicht-klinischen Medizin und Gesundheitspolitik öffnete – während ich weiter an meiner vollen Anerkennung arbeite.

Hätte ich gewusst, dass das sogenannte "Housejob" in meinem Heimatland – also die Rotationen durch Pädiatrie, Gynäkologie und Geburtshilfe, Chirurgie und Innere Medizin – auf die zweijährige klinische Erfahrung in Deutschland hätte angerechnet werden können, hätte ich es vor meiner Abreise abgeschlossen. Ich dachte, der Start des Masterprogramms hier wäre ein sinnvoller nächster Schritt – doch ich übersah wichtige Informationen.

Ich wusste auch nicht, dass es oft schneller und effizienter ist, sich zunächst die Approbation im eigenen Heimatland über den Medical and Dental Council zu holen – selbst wenn man gar nicht dort arbeiten möchte. Diese Anerkennung kann das deutsche Verfahren vereinfachen. Aber auch das habe ich zu spät erfahren.

Diese Lektionen waren schmerzhaft – nicht, weil ich etwas falsch gemacht hätte, sondern weil ich nicht wusste, welche Fragen ich stellen muss. Und in einem System wie diesem kann Unwissenheit viel kosten: Zeit, Energie, Orientierung.

Auch wenn es für mich weiterhin möglich ist, die Anforderungen zu erfüllen und den Prozess in Deutschland abzuschließen, weiß ich heute: Es wird länger dauern als gedacht. Und obwohl das frustrierend ist, bin ich gleichzeitig dankbar. Denn mein Master hat mir einen bedeutsamen Alternativweg eröffnet: die Möglichkeit, in der nicht-klinischen Medizin, der Gesundheitspolitik und im internationalen Gesundheitswesen zu arbeiten.

Es ist nicht der Weg, den ich geplant hatte – aber einer, den ich inzwischen sehr schätze. Er lässt mich Medizin neu sehen: jenseits von Klinikmauern, in Gesetzgebung, Forschung und Advocacy. Und er hilft mir, die Ärztin zu werden, von der ich früher nicht wusste, dass ich sie werden wollte – aber heute weiß, dass genau sie in mir steckt.

Stehst du gerade vor ähnlichen Herausforderungen?

Der Weg zur Approbation in Deutschland ist oft komplizierter, als man denkt – aber du musst ihn nicht allein gehen.

Unser Get2Germany eGuide begleitet dich Schritt für Schritt – mit klaren Informationen, echten Erfahrungswerten und konkreten Empfehlungen, damit du nicht dieselben Umwege gehen musst wie ich.

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